Timo Burger über 50 Jahre Knödelliebe
50 Jahre Knödelliebe – zu diesem besonderen Jubiläum machen wir gemeinsam mit Geschäftsführer Timo Burger eine kleine Zeitreise. Er erzählt nicht nur von seinen persönlichen Highlights und Meilensteinen, sondern schildert zudem ehrlich die Herausforderungen, vor dem das Familienunternehmen tagtäglich steht. Auch die Frage, ob ihm Knödel überhaupt noch schmecken, lässt er nicht unbeantwortet. Aber lest selbst, was der Knödel-Insider Spannendes zu berichten hat.
Erinnerungen und Generationenwechsel
Wie war es dann 2010, als du zusammen mit deiner Cousine Christina Dietmayr die Geschäftsführung übernommen hast?
Timo Burger: Ich habe die Landfrauen, die uns in der Produktion tatkräftig unterstützten, immer noch genau vor Augen. Sie trugen bunte Kittelschürzen und Kopftücher. Ihren Händen sah man die viele Arbeit an, es war eine „Hands-on-Mentalität“ im wahrsten Sinne des Wortes. Jeden Morgen wurden sie mit dem Auto von einem unserer Familienmitglieder abgeholt. Sie hatten keinen Führerschein und öffentliche Verkehrsmittel waren kaum verbreitet. Das kann man sich aktuell gar nicht mehr vorstellen.
In der Produktion stand eine Wäscheschleuder von Miele. Ihr Verwendungszweck wurde leicht abgewandelt und so sorgte sie dafür, dass Wasser aus den geriebenen Kartoffeln zu entfernen.
Bei der Lagerung der Kartoffel waren wir schon in den Kinderschuhen kreativ. Sie lagerten in Säcken verpackt in einem Felsenkeller, der ursprünglich für Bier gedacht war. Wir mussten mit einer Lore, also mit einem Schienentransportwagen die Kartoffeln aus der Tiefe holen. Es wurde damals viel improvisiert, das Beste aus den vorhandenden Möglichkeiten gemacht und auch mal ein Auge zugedrückt. Früher wie heute stand der Knödel absolut im Mittelpunkt unserer Familie.
Eine der schönsten Erinnerung habe ich an die Weihnachtsfeiern im Betrieb. Nachdem am 23. Dezember der letzte Knödel fürs Fest gerollt und die Produktion gereinigt wurde, stellten die Mitarbeiter Tische dort auf, wo sonst gearbeitet wurde. Wir saßen alle miteinander an einer langen Tafel und freuten uns über das Festessen – einfach ein schöner Moment.
Wie war es dann 2010, als du zusammen mit deiner Cousine Christina Dietmayr die Geschäftsführung übernommen hast?
Timo Burger: So ein Generationenwechsel hat es in sich, es ist viel Kommunikation gefragt. Unsere Väter sowie Christina und ich sind allesamt starke Unternehmerpersönlichkeiten mit viel Herzblut. Wir sind stolz darauf, dass wir gemeinsam einen guten Übergang geschafft haben und unsere Väter pünktlich mit 65 in den wohlverdienten Ruhestand gehen konnten. Wir agieren weiterhin als Doppelspitze: Meine Cousine ist verantwortlich für Produktion, Technik und Personal und ich kümmere mich um Vertrieb, Marketing und Logistik. In unsere Rollen sind wir ja von den Kinderschuhen an reingewachsen, haben entsprechende Ausbildungen absolviert und waren dann auch froh, viele Ideen in die Tat umzusetzen.
Meilensteine und Herausforderungen
Was sind für dich die wichtigsten Meilensteine in der Unternehmensgeschichte?
Timo Burger: Ein echter Meilenstein war der Umzug von Burggrießbach nach Neumarkt. Im Herzen der Stadt hat unser Familienunternehmen im „Paladin“-Milchhof ein neues Zuhause gefunden. Das war ein riesiger Schritt, aber nur mit mehr Fläche konnten wir ausreichende Stückzahlen produzieren und die Produktpalette erweitern. Der Milchhof war so groß, dass wir einen Teil der unbenutzten Räume an ein Fitnessstudio vermieteten. In Sachen „regionale Kartoffeln“ war die Gründung unserer Erzeugergemeinschaften vor über 35 Jahren ein Meilenstein, der wichtiger nicht hätte sein können. Durch gemeinsame Verträge haben wir und die Landwirte Planungssicherheit – Win-Win auf allen Ebenen. Weil wir uns als fester Partner der regionalen Landwirte in und um Neumarkt gezeigt haben, wurde der Kartoffelanbau wieder attraktiv und lohnenswert. Auch die Grenzöffnung der DDR war ein prägendes Ereignis für uns als Unternehmer. Der Markt hat sich plötzlich stark vergrößert und wir nutzen die Chance, die Kloßländer Sachsen und Thüringen zu „erobern“.
Welchen Herausforderung müsst ihr euch immer wieder stellen?
Timo Burger: Ich will ganz ehrlich sein, mit einem regional angebautem und produziertem Lebensmittel dem Preisdruck am Markt standzuhalten, hat es in sich. Für uns als konzernunabhängiges Familienunternehmen ist es immer ein Drahtseilakt. Auch den Fachkräftemangel spürt man mittlerweile.
Highlights und Markenkern
Was sind für dich unvergessliche Highlights aus 50 Jahren Knödelliebe?
Timo Burger: Das Feedback von den Profis aus der Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung auf unsere geformten Knödel mit Brotwürfelfüllung ist für mich ein wiederkehrendes Highlight. Unsere Produkte sind gelingsicher, regional und schmecken ausgezeichnet und damit genießen wir in Fachkreisen eine absolute Sonderstellung. Es ist toll, dass wir als das angesehen werden, was wir seit 50 Jahren sind – als der Knödelspezialist. Als wir Feinkost Käfer als unseren ersten Wiesn-Kunden u. a. durch unsere verpackungslose Anlieferung gewinnen konnten, war das natürlich etwas ganz Besonderes. Es war der Wegbereiter für die zahlreichen Wiesn-Wirte, die mittlerweile auf Burgis Knödel setzen. In zwei Dritteln der Zelte kann man unsere Knödel genießen. Das Oktoberfest ist die Krönung für jeden Knödel und ein echter Ritterschlag für uns als Hersteller. Ein herausragendes Ereignis war auch, den Neubau zu betreten und nach er blitzschnellen Bauzeit von nur 15 Monaten die ersten Knödel vom Band rollen zu sehen. Vor der offiziellen Inbetriebnahme gab es ein großes Betriebsfest für unsere Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen und ihren Familien. Ich blickte in viele staunende Gesichter, als wir ihnen die neuen Arbeitsplätze präsentierten.
Zu guter Letzt wird mir der Knödel Drive-in, den wir im Corona-Jahr 2020 initiiert haben, immer im Gedächtnis bleiben. Aufgrund des Lockdowns gab es viel produzierte Ware, die wir ja nicht mehr an die Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung verkaufen konnten. Damit die Knödel und Kloßteige nicht in der Tonne landen, haben wir einen Aufruf an die Bevölkerung in Neumarkt und Umgebung gestartet. Um persönliche Kontakte zu vermeiden, fuhren hunderte Knödel-Fans mit dem Auto auf unser Werksgelände und bekamen via Drive-in kontaktlos die gewünschten Burgis Produkte in ihren Pkw geliefert. Der Andrang und die Großzügigkeit waren überwältigend. Es gab einen kilometerlangen Rückstau und wir konnten es kaum glauben, was bei uns los war. Die Menschen sind sehr sensibel, was
Lebensmittelverschwendung angeht und mit dieser Aktion haben wir eindeutig einen Nerv getroffen. Insgesamt 25.000 Euro sind für die Diakonie Neumarkt zusammengekommen. Aus einer Notlage konnten wir etwas Positives machen! Auch über ein Jahr später werde ich noch auf den Drive-in angesprochen – das freut mich sehr.
Wofür steht die Marke Burgis?
Timo Burger: Burgis steht für ehrliche Knödel aus regionalen Rohstoffen vom Familienbetrieb. Wir sind qualitätsbesessen, knödelverliebt, heimatverbunden, umtriebig, einfallsreich und familiär – das bringts einfach auf den Punkt.
Bei Burgis hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan. Was genau konntet ihr in jüngster Vergangenheit realisieren?
Timo Burger: Es ist immer was los bei Burgis und wir konnten tolle Projekte im Bereich Nachhaltigkeit und Biodiversität realisieren.
Wir sind die Ersten, die die Juradistl Regionalmarke für Kartoffelprodukte zusammen mit dem Landschaftpflegeverband auf den Weg gebracht haben. Unsere Knödelkartoffeln für die Juradistl-Bio-Knödel und –Knödelinos werden in Vertragsanbau unter den strengen und neutral kontrollierten Kriterien der ökologischen Landwirtschaft angebaut. Die Landwirte legen u. a. artenreiche Blühstreifen mit vorwiegend heimischen Arten an.
Jährlich landen 12 Millionen Tonnen Lebensmittel in Deutschland im Müll. Mit unserem Herzensprojekt Knödel-Retter Werksverkauf möchten wir ein Zeichen dagegen setzen. Hier bieten wir diese Burgis Produkte an, die aufgrund eines zu kurzen Mindesthaltbarkeitsdatums nicht mehr vom Einzelhandel abgenommen werden. Unsere Vision: Kein Knödel soll in der Tonne landen!
Hand aufs Herz: Wie oft isst du Knödel in der Woche und schmecken sie dir überhaupt noch? 😉
Timo Burger: Ich esse mindesten 3 Mal in der Woche Knödel. Dazu kommen fast jeden Tag die Verkostungen im Rahmen unserer Qualitätskontrollen. Knödel werden mir nie leid, weil man sie so unterschiedlich kombinieren kann und sie vereinen für mich Tradition und Moderne. Ich liebe Knödel. Punkt.