Böhmische Knödel
Eine kulinarische Reise nach Tschechien
Lässt man den Finger über die kulinarische Knödel-Landkarte schweifen, landet man früher oder später in Tschechien. Knödel oder knedlíky, wie sie dort heißen, sind eine der beliebtesten Beilagen der tschechischen Küche. Die vielen Varianten ähneln den hiesigen Knödeln und Klößen zwar, schmecken aber anders. Gemeinhin bekannt als Böhmische Knödel handelt es sich nämlich um Mehlklöße, die länglich geformt und nach dem Garen in Scheiben geschnitten werden – annähernd gleich dem Serviettenknödel.
Die Besonderheiten des Böhmischen Knödels
Im Original wird der Böhmische Knödel mit „hruba mouka“, einem grob gemahlenen, doppelgriffigen Weizenmehl, auch als Dunst bezeichnet, zubereitet. Die Verwendung dieser besonderen Mehlsorte gibt den Knödeln ihre charakteristische Schnittfläche. Weitere Zutaten sind Eier, Milch, Salz und oft Hefe (oder auch Backpulver). Der Hefeteig wird angesetzt und gründlich durchgeknetet. Nach einer zweistündigen Ruhezeit werden längliche Laibe geformt, die etwa 20 Minuten direkt im Dampf oder in leicht siedendem Wasser gegart werden. Teilweise werden die Teiglinge zum Garen auch wie beim Serviettenknödel in ein sauberes Stofftuch eingeschlagen. In fingerdicke Scheiben geschnitten dienen die Knödel in Böhmen meist als Beilage zu Gulasch oder anderen saucenreichen Bratengerichten. Denn durch die große Schnittfläche und die charakteristische Oberfläche und Porung können sie die schmackhaften Saucen gut aufnehmen. Aber auch beim runden Knödel gibt es dafür einen Profitipp von uns. Vielleicht kennst du diesen ja schon?
Böhmische Knödelvielfalt
Der Begriff „Böhmische Knödel“ fasst nicht nur die klassische Version des Mehlkloßes, sondern vielerlei Varianten und Zubereitungsformen der tschechischen „knedlíky“ zusammen:
Beim „houskové knedlíky“, dem böhmischen Semmelknödel, wird der Teig wie oben beschrieben zubereitet, mit Semmeln angereichert, länglich geformt und gegart. Die Semmeln kommen gewürfelt oder in Scheiben geschnitten in den Teig. Böhmische Semmelknödel sind eine beliebte Beilage zu saucenreichen Gerichten wie Svíčková (Lendenbraten mit Rahmsauce) oder zu Vepřo-knedlo-zelo (böhmischer Schweinebraten). Knödelreste vom Vortag werden gewürfelt, mit Eiern gemischt und in Butter in der Pfanne angebraten.
Wird das Mehl größtenteils durch gekochte und zerstampfte Kartoffeln ersetzt, entstehen Böhmische Kartoffelknödel (bramborove knedliky), die als Bratenbeilage ebenso üblich sind wie die böhmischen Semmelknödel. Kommen statt der gekochten rohe, geriebene Kartoffeln zum Einsatz, handelt es sich um „chlupaté knedlíky“, tschechisch für „grüne Klöße“. Oft werden diese beiden Varianten auch leicht angebräunt serviert. Wer die Scheiben kurz in etwas Butter ausbrät, erhält Knödel mit einer feinen Butternote, die außen leicht knusprig und innen fluffig sind.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche gefüllte Varianten: Einige knedlíky-Arten werden herzhaft mit Speck oder einem Spinat-Kern zubereitet. Bei süßen Varianten bildet Quark die Hauptkomponente des Teiges und das Mehl wird durch Grieß ersetzt. Diese Knödel werden, wie hier oder in Österreich üblich, zu Kugeln geformt und mit Powidl (Pflaumenmus) oder Früchten gefüllt. Sie heißen „tvarohové knedlíky“, tschechisch für Quark- oder Topfenknödel. Als Obstfüllung dienen Zwetschgen, Aprikosen sowie Kirschen, Erdbeeren und Heidelbeeren. Die Knödel werden mit Butter übergossen und mit Zucker bestreut oder auch mit gemahlenem Mohn serviert. In kleineren Portionen stellen sie eine beliebte Nachspeise dar.
Noch mehr Knödel-Wissen findet ihr in unserem Beitrag über Kartoffelklöße halb und halb.